Brandschutz im Betrieb – Vorbeugen ist besser als löschen
VON Christian Praetorius Sicherheit
Mehr als 20.000 Brände ereignen sich jedes Jahr in der Schweiz, die Gesamtschadensumme beläuft sich auf 600 Millionen Schweizer Franken. Ein Brand im Betrieb bedeutet dabei nicht nur eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben, sondern stellt auch wirtschaftlich ein unkalkulierbares Risiko dar, das den Fortbestand des Unternehmens gefährden kann.
Umso wichtiger also, sich mit dem betrieblichen Brandschutz zu beschäftigen und Vorsorge zu betreiben.
Der betriebliche Brandschutz stützt sich auf drei Säulen: den baulichen und technischen Brandschutz, die beide die Entstehung von Bränden im Vorfeld verhindern sollen und den abwehrenden Brandschutz – den Einsatz der Feuerwehr, die nur noch das Ausbreiten der Flammen verhindern und den Schaden begrenzen kann.
Baulicher Brandschutz
Der bauliche Brandschutz umfasst alle baulichen Massnahmen, die einen Brand verhindern oder sein Ausbreiten verlangsamen sollen. Angefangen bei den verwendeten Baustoffen, die etwa bezüglich ihres Brand- und Qualmverhaltens klassifiziert werden. So wird sichergestellt, dass nichtbrennbare Materialien eingesetzt werden, um damit tragende Elemente und Bauteile (Wände, Decken, Böden, Treppen) zu gestalten.
Auch bei der räumlichen Gestaltung spielt der Brandschutz eine Rolle, so müssen bei Neubauten Brandschutzabstände eingehalten und Brandabschnitte durch geeignete Massnahmen eingerichtet werden. Diese müssen einem Feuer mindestens 30 Minuten standhalten, also lange genug, um aus den Flammen zu flüchten und sich in Sicherheit zu bringen.
Auch die Flucht- und Rettungswege gehören zum baulichen Brandschutz. Sie müssen im Ernstfall einen schnellen und sicheren Weg nach Draussen bieten. Aus diesem Grund dürfen Flucht- und Rettungswege nicht verstellt werden, allerdings ist eine Nutzung als Verkehrsweg im Betrieb sehr wohl gestattet. Zudem müssen die Wege klar gekennzeichnet und ab einer bestimmten Betriebsgrösse auch mit einer Sicherheitsbeleuchtung ausgestattet sein.
Technischer Brandschutz
Während der bauliche Brandschutz vor allem dazu dient, die Gefahr eines Feuers zu reduzieren und einen möglichen Brand lokal zu begrenzen, soll der technische Brandschutz den Brand frühzeitig erkennen, melden und bekämpfen. Im Idealfall sind die technischen Installationen bereits ausreichend, um ein Feuer bereits vor Eintreffen der Feuerwehr zu löschen, auf jeden Fall sollen sie eine schnelle Ausbreitung der Flammen verhindern.
Zum technischen Brandschutz zählen unter anderem
- Rauch- und Brandmeldeanlagen,
- Sprinkler,
- Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sowie
- Löscheinrichtungen wie Handfeuerlöscher oder Löschanlagen
Der technische Brandschutz dient den Zielen, gefährdete Personen und die Feuerwehr zu alarmieren, die Fluchtwege erkennbar zu machen, Brände und Explosionen einschränken oder verhindern, die Brandbekämpfung zu ermöglichen und zu vereinfachen sowie Rauch und Hitze abzuleiten.
Denn bei einem Feuer im Gebäude geht die grösste Gefahr nicht von den Flammen aus, diese brauchen verhältnismässig lange, um sich auszubreiten. Viel schneller verteilen sich Rauch, Rauchgase und Hitze und stellen damit eine deutlich gefährlichere Bedrohung dar. Der Rauch nimmt die Sicht und belastet die Atemwege, Rauchgase wie Kohlenstoffmonoxid (CO) und Kohlenstoffdioxid (CO2) führen eingeatmet bereits nach wenigen Lungenfüllungen zum Tod durch Vergiftung und durch die Hitze können sich neue Brandnester bilden und das Feuer sich zu einem Flächenbrand ausweiten.
Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sind daher besonders wichtig, die öffnen bei einem Feuer die Lüftungsklappen und lassen den warmen Qualm wie im Kamin abziehen. Dennoch sind sie – wie alle Anlagen des technischen Brandschutzes – kein alleiniger Garant für die Sicherheit. Auch Sprinkleranlagen und Rauchmelder sorgen im Brandfall nur für einen kleinen zeitlichen Vorsprung. Der bei einem kleinen Entstehungsbrand durchaus genutzt werden kann, um die Flammen mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen, bei einem grösseren Feuer steht aber immer der Schutz von Leib und Leben im Vordergrund.
Werden Löschversuche unternommen, ist es wichtig, den Feuerlöscher von unten auf die Flammen zu richten und den Brandherd konsequent zu bekämpfen. Sind mehrere Löscher zugänglich, sollten diese besser gleichzeitig von mehreren Personen eingesetzt werden als nacheinander. Nach jeder Nutzung muss der Löscher neu befüllt werden, das gilt auch bei nur teilweiser Entladung.
Abwehrender Brandschutz
Wenn es brennt, muss sichergestellt werden, dass die Flammen und alle Brandnester fachmännisch bekämpft werden, um eine Ausweitung des Feuers zu verhindern. Daher müssen Feuerwehrzufahrten und Feuerwehrflächen freigehalten werden, um die Arbeit der Feuerwehr jederzeit zu ermöglichen. Bei Unternehmen mit einem hohen Brandrisiko, erhöhter Gefährdung von Personen oder mit erschwerten Einsatzmöglichkeiten für die Feuerwehr kann zudem die Brandschutzbehörde verlangen, dass das Unternehmen eine Betriebsfeuerwehr aufstellt.
Brandschutz geht jeden an
Auch wenn es seit Jahr und Tag im Betrieb nicht gebrannt hat: Ein Feuer kann jederzeit entstehen. Defekte elektrische Geräte oder Leitungen können überhitzen und einen Schwelbrand auslösen, eine achtlos weggeworfene Zigarette oder heisse Schlacken können leicht brennbare Materialien entflammen, die Liste denkbarer Szenarien lässt sich endlos fortsetzen. Wenn es bisher noch nie gebrannt hat, ist das vor allem Glück und ein wirkungsvoller vorbeugender Brandschutz.
Der Mensch spielt beim betrieblichen Brandschutz natürlich eine besondere Rolle, denn menschliches Fehlverhalten ist für viele Brände verantwortlich. Daher gehört zu einem wirkungsvollen Brandschutzkonzept auch die regelmässige Unterweisung der Mitarbeiter und das Training des Ernstfalls. Dazu ist es mitnichten notwendig oder sinnvoll, Feuer im Betrieb zu legen, eine Feuerübung mit Evakuierung des Gebäudes reicht aus, um mögliche Schwächen zu erkennen.
Ab einer gewissen Personalstärke oder räumlichen Grösse oder bei besonders gefährlichen Tätigkeiten muss ferner ein verantwortlicher Sicherheitsbeauftragter Brandschutz benannt werden, der eine entsprechende Zusatzqualifikation absolvieren muss. Er koordiniert und überprüft die Brandschutzmassnahmen im Unternehmen und schult die Mitarbeiter. Denn auch mit einem Sicherheitsbeauftragten im Betrieb ist es die Verantwortung eines jeden Einzelnen, Brände zu verhüten und durch sein Handeln und Unterlassen sicherzustellen, dass ein Feuer nicht entstehen kann.
Verhalten im Brandfall
Sollte es allen baulichen, technischen und organisatorischen Massnahmen zum Trotz zu einem Feuer kommen, gilt es in jedem Fall die Ruhe zu bewahren. Selbstschutz geht vor Brandbekämpfung, daher sollten Betroffene das Gebäude bei den ersten Anzeichen von Rauch oder Feuer auf kürzestem Weg verlassen.
Sind die Flure bereits deutlich verraucht, sollte man das Gebäude möglichst kriechend verlassen, da die heissen Rauchgase leichter als Luft sind und sich daher zunächst unter der Decke sammeln. Unten ist zudem die Sicht oftmals noch besser, so dass die Notausgänge angesteuert werden können und doe Flucht ohne bleibende Schäden möglich ist.
Fazit: Ein Feuer im Betrieb ist gefährlich, für die Menschen und das Unternehmen. Betrieblicher Brandschutz ist daher keine Kann-, sondern eine Muss-Vorgabe und eine Verpflichtung für jeden.
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