Gesunde Arbeitsplätze: Ergonomie im Büro

Zwischen 70’000 und 100’000 Stunden seines Arbeitslebens verbringt ein Büroarbeiter sitzend vor dem Bildschirm – so hat sich Mutter Natur das nicht vorgestellt. Viele moderne Zivilisationsleiden resultieren aus mangelnder oder einseitiger Bewegung.

Arbeiten in Zwangs- oder Fehlhaltungen, vor allem jedoch stundenlanges Stehen oder Sitzen belasten nicht nur Muskeln, Bänder und Gelenke, sondern auch Kreislauf, Herz und Nerven. Häufige Ausfälle, lange Fehlzeiten, hohe Arztkosten und ein Anstieg der Frühberentung sind nur einige der Folgen.

Betriebseinrichtungen sind für Menschen gedacht

Längst haben Mediziner und Ingenieure sich dieses Problems angenommen: Ratgeber und auch die richtige Büroausstattung für ergonomisches Sitzen, Telefon- und Medienarbeit gibt es genug. Leider existieren nach wie vor viel zu viele Arbeitsplätze, denen es an Ergonomie mangelt – teils weil das Geld für Nachrüstungen fehlt, teils weil sich die Verantwortlichen bisher noch nicht genug Gedanken zu diesem Thema gemacht haben.

Chefs, Geschäftsführer, Betriebsräte und Azubis – Ergonomie ist Sache jedes Erwerbstätigen. Eine gesundheitsfördernde, menschenfreundliche Betriebseinrichtung und Büroausstattung ist letztendlich jedoch Chefsache. Wer in hochwertige, ergonomische Büromöbel und gutes Raum- und Arbeitsklima investiert, liegt immer richtig: In einem solchen Unternehmen wird es weniger Krankmeldungen geben, die Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit werden steigen und die Fluktuation wird abnehmen. Es wirkt sich also langfristig auf den Betriebsgewinn aus, die Büroeinrichtung auf den neuesten Stand der Medizin und Technik zu bringen.

Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen

Der Bildschirmarbeitsplatz des 21. Jahrhunderts ist Gift für den menschlichen Halte- und Stützapparat. Falsche Sitzhaltung, falsche Arbeitshöhe, mangelnde Arm- und Beinfreiheit sowie baumelnde Füsse sorgen für Spannungsschmerzen, eingeschlafene Gliedmassen, Erschöpfung und Antriebslosigkeit.

Voraussetzungen für ergonomische Bildschirmarbeit

Sitzen:

Der Bürostuhl ist mehr Arbeitsgerät als Möbel und muss zumindest in Sitzhöhe und Sitzwinkel verstellbar sein. Individuell abgestimmt, unterstützt er die Wirbelsäule und ermöglicht Haltungswechsel während der Arbeit.

Beim ergonomischen Sitzen ist der feste Kontakt mit der Stuhllehne möglich, ohne dass die Vorderkante der Sitzfläche in der Kniekehle drückt. Die Wölbung der Lehne (der so genannte Lendenbausch) stützt den Rücken dabei grosszügig in Gürtelhöhe.

Die Knie dürfen bei stabil aufgesetzten Füssen nicht höher stehen als die Sitzfläche; die Oberschenkel sind nahezu waagerecht. Die Höhe der Armlehnen/Armauflagen entspricht der der Ellbogen bei locker hängenden Schultern und Armen. Zeitgemässe Bürostühle haben Rückenlehnen mit Rückstellkraft. Sie folgen Vor- und Rückwärtsbewegungen des Oberkörpers, dürfen jedoch umgekehrt den Menschen weder nach vorne drücken noch nach hinten fallen lassen.

Arbeiten:

Schreibtische und auch Stehtische müssen die richtige Arbeitshöhe haben. Empfehlenswert sind sowohl in der Höhe als auch in der Neigung verstellbare Tische. Die Beine statischer Tische können mit besonderen Passstücken verlängert werden, die der Fachhandel für viele Systemmöbel und gängige Standards bereithält.

Fussstützen sollten nie der Anpassung des Menschen an die Büroeinrichtung dienen, denn sie bedeuten weitere Kompromisse bei der ohnehin oft spärlich bemessenen Beinfreiheit. Sinnvoll sind Fussstütze oder Fussring allerdings für Menschen, die gern und oft bei der Arbeit ein Bein hochstellen. Einengende Schubladen oder Unterschränke können in vielen Fällen abmontiert und durch Rollcontainer ersetzt werden. Eventuell lässt sich die störende Komponente einfach mit Rollen versehen und so in ein mobiles Raumwunder verwandeln.

Monitor, Tastatur und Maus müssen sich im selben Griffbereich und Sichtfeld befinden. Die Höhe des Monitors ist wesentlich; falsch eingestellte Geräte führen zu Augen- und Wirbelsäulenproblemen und können sogar Migräneanfälle auslösen. Die Maushand wird nicht am Handgelenk oder Handballen aufgelegt, sondern muss sich am stabil aufgelegten, idealerweise waagerechten Unterarm frei bewegen können. Damit das Handgelenk nicht geknickt wird, kann ein Gelkissen verwendet oder eine spezielle Armauflage bzw. Armstütze am Schreibtisch montiert werden.

Ergonomisch geformte Tastaturen berücksichtigen die unterschiedlichen Griffwinkel der rechten und linken Hand und weisen daher einen Knick oder eine Biegung auf. Auch die Anordnung der Sondertasten oder die Position des Ziffernblocks können abweichen.


Die Beleuchtung muss stimmen: So hell wie nötig und so sanft wie möglich sollte sie sein. (Bild: Goran Bogicevic / Fotolia.com)


Gutes Klima in grossen und kleinen Büros

Die Beleuchtung muss stimmen: So hell wie nötig und so sanft wie möglich sollte sie sein. Moderne LED-Technik ermöglicht kostengünstige Bürobeleuchtung, die dem Tageslicht ähnelt und so für optimale Motivation und Leistung sorgt. Schreibtischleuchten müssen so positioniert sein, dass kein Schatten auf die wichtigen Arbeitsbereiche fällt. Zudem dürfen sie sich nicht im Monitor spiegeln. Empfohlen wird die Aufstellung in Blickrichtung und nicht zu nah am Gesicht.

Die Luft in den meisten Büros ist viel zu trocken. Pflanzen und regelmässiges Lüften optimieren die Luftfeuchtigkeit. Reicht dies nicht aus, um die für Arbeitsumgebungen empfohlene relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 % zu gewährleisten, schaffen Luftbefeuchter Abhilfe. Das können professionelle Geräte sein, aber auch Zimmerbrunnen, Vernebler oder simple Wasserbehälter, etwa auf den Heizungen oder Fenstersimsen.

Ingenieurskunst und Fachwissen für die Anatomie

Die technische Entwicklung schreitet rasch fort – die menschliche Entwicklung hingegen lässt sich Zeit mit Veränderungen. Das Gute daran ist: Was heute zum Menschen passt, wird auch morgen noch zu ihm passen. Mittlerweile gibt es Betriebseinrichtungen und Büromöbel, die sich der Anatomie des Menschen perfekt anpassen und mit denen sich auch sitzende Tätigkeiten haltungsschonend gestalten lassen. Einem guten Chef sind seine guten Mitarbeiter auch eine gute Betriebseinrichtung wert – immerhin sind sie seine stärkste Ressource.

 

Oberstes Bild: © industrieblick / Fotolia.com

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Mehr zu Christian Praetorius

Christian Praetorius, Jahrgang 1969, gelernter Controller und Logistiker mit jahrelanger Berufserfahrung. Seit 2012 gemeinsam mit seiner Frau Christine als freier Texter und Autor selbständig, erfolgreich und glücklich. Seine Kunden schätzen ihn für klare Worte, originelle Slogans und kreative Wortspiele ebenso wie für seine absolute Zuverlässigkeit und Kundenorientierung. Schreibt aus Berufung und mit Leidenschaft für die Sprache, die Botschaft und den Leser.

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