Ergonomie-Richtlinien 2020: Darauf muss in Büros geachtet werden
Nadine Barth Büroeinrichtungen
Acht Stunden oder mehr verbringen Millionen Menschen jeden Tag sitzend am Schreibtisch. Doch das starre Sitzen birgt eine besondere Gefahr, denn der menschliche Körper ist darauf nicht ausgelegt und braucht die Bewegung. Beim Sitzen werden Gelenke und Skelett unverhältnismässig stark belastet. Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz kann einer Gesundheitsgefährdung vorbeugen.
Krankenkassen und Wissenschaftler sind sich einig: Europaweit verbringen die Menschen viel zu viel Zeit im Sitzen. Gleichzeitig geht der Anteil derer, die sich wöchentlich ausreichend intensiv körperlicher Bewegung hingeben, immer weiter zurück. Die Folgen sind Bewegungseinschränkungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Es gibt mittlerweile verschiedene Ansätze, die dazu beitragen sollen, dass mehr Beweglichkeit an den Arbeitsplätzen einzieht. Der Schlüssel ist hier eine ergonomische Gestaltung des Schreibtisches. Aber auch Konzepte wie das Desk Sharing und Thinktanks erobern immer mehr Unternehmen. Eines haben die verschiedenen Ideen gemeinsam: Sie müssen stets eine gewisse Flexibilität bieten, sodass sie Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, das vorhandene Equipment an den eigenen Bedarf anzupassen.
Moderne Büroeinrichtung wie Monitorarme und Sitz-Steh-Tische knüpfen an genau diesem Punkt an. Aber auch ergonomische Bürostühle dürfen in einem modernen Büro nicht fehlen. Zudem sollte alles daran gesetzt, auch in den klassischen Schreibtischjob kleinere Bewegungspausen einzubinden, in denen die Mitarbeiter selbst aktiv werden.
Büroarbeit aktiver gestalten
Jeder Bürojob bietet über die Ergonomie am Schreibtisch hinaus die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und kleinere Bewegungseinheiten in den Alltag einzubauen, ohne dabei an Effizienz oder Arbeitszeit einzubüssen. So sollten Pausen beispielsweise für einen Spaziergang genutzt werden. Bei der Gelegenheit kann neue Energie getankt werden. Auch sollte der Kaffee zwischendurch einfach hin und wieder im Stehen und nicht im Sitzen verzehrt werden.
Wer gerne ein warmes Mittagessen geniesst, sollte sich dieses nicht immer von Kollegen mitbringen lassen, sondern hin und wieder auch einmal selbst den Weg in die Stadt auf sich nehmen. Zudem ist es eine Hilfe, den Aufzug einfach mal links liegen zu lassen und stattdessen auf die Treppen zurückzugreifen.
Ergonomischer Bürostuhl bleibt eines der wichtigsten Basics
Basis der ergonomischen Schreibtischgestaltung bleibt der Bürostuhl. Gerade hier ist es wichtig, dass er sich an die eigenen Anforderungen anpassen lässt. Im besten Fall ist ein Bürostuhl immer so aufgebaut, dass er den einfachen Wechsel zwischen drei verschiedenen Sitzhaltungen ermöglicht. Demnach sollte eine aufrechte Sitzhaltung ebenso möglich sein wie eine, die nach vorn oder hinten gerichtet ist. Weiterhin besitzen ergonomische Bürostühle eine Lehne, durch die der Rücken entlastet wird.
Ein ergonomischer Bürostuhl bietet die Möglichkeit, Sitz- und Lehnenhöhe an den eigenen Bedarf anzupassen. So sollte allein die Sitzhöhe um mehrere Zentimeter verstellbar sein. Bei der Sitzposition sollte immer darauf geachtet werden, dass sich der offene Sitzwinkel zwischen 95 und 120 Grad bewegt. Die Füsse berühren dabei immer den Boden. Der Oberkörper ist nur bei der vorderen Sitzhaltung nach vorn geneigt.
Jeder ergonomische Bürostuhl bietet eine Stützfunktion. Diese kann aber nur dann ausgenutzt werden, wenn Rücken und Becken gleichermassen die Rückenlehne erreichen. Auch wenn der Rücken vollständig anlehnt, darf dadurch nicht der offene Winkel der Beine eingeschränkt werden. Bei einigen Bürostühlen wird an der Lehne mit zusätzlichen Kissen gearbeitet, die den Rücken weiter stabilisieren.
Einstellbare Armlehnen sind bei einem ergonomischen Bürostuhl unabdingbar. Wichtig ist, dass sie nach der Einstellung die gleiche Höhe haben wie die Arbeitsplatte, sodass sich Schultern und Nacken wirklich entspannen können. Ist dies nicht möglich, entstehen sehr schnell unangenehme Nackenbeschwerden.
Ergonomischer Schreibtisch bildet ideale Ergänzung
Der ergonomische Bürostuhl reicht für einen flexibel gestalteten Arbeitsplatz nicht aus. Ebenso ist ein ergonomischer Schreibtisch wichtig. Auch er zeichnet sich dadurch aus, dass er sich den eigenen Bedürfnissen anpassen lässt. Zwischen Sitz- und Arbeitsfläche sollte immer ein wenig Abstand vorhanden sein. Dies muss nicht unbedingt viel sein, in der Regel reicht eine Hand breit aus.
Der Schreibtisch sollte nicht zu knapp bemessen sein. Prinzipiell ist es wichtig, dass du den Monitor ebenso im optimalen Abstand platzieren kannst wie die Tastatur. Die Tastatur befindet sich am besten rund 30 Zentimeter von der Tischkante entfernt. Damit genügend Platz zum Arbeiten vorhanden ist, sollte die Schreibtischplatte wenigstens 160×80 cm gross sein. So ist neben der Arbeitsfläche selbst auch immer ein bisschen Stauraum vorhanden.
Grundsätzlich lohnt es sich, in einen höhenverstellbaren Schreibtisch zu investieren. Dieser ergänzt den Bürostuhl optimal und sorgt dafür, dass die Arbeitshöhe der eigenen Körpergrösse angepasst werden kann. Es gibt sowohl Schreibtische, deren Höhe manuell einstellbar ist als auch solche, die sich elektrisch anpassen lassen. Bei den elektrischen Modellen finden sich zudem Ausführungen mit Memory-Funktion, sodass hier immer wieder zwischen verschiedenen Lieblingspositionen gewählt werden kann.
Höhenverstellbare Schreibtische können nicht nur im Sitzen genutzt werden. Sie bieten sich ebenso als Stehtische an, wodurch deutlich mehr Aktivität gefördert und einem Bandscheibenvorfall vorgebeugt werden kann. Bei der Arbeit am PC muss immer darauf geachtet werden, dass der Abstand zum Monitor zwischen 50 und 70 cm umfasst. Das schont und entlastet die Augen, wodurch ein ermüdungsfreies Arbeiten gewährleistet wird. Auch der Nacken- und Halswirbelbereich werden entlastet.
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