Historische Möbel: Der Zahnarztstuhl gestern und heute

Möbel verschönern unser Zuhause. Sie sind wohnlich, chic oder praktisch. Und sie verraten eine Menge über Geschmack, Charakter und Stil ihrer Besitzer. Büromöbel wiederum vermitteln Kompetenz, bieten den Mitarbeitern einen angenehmen Arbeitsplatz und prägen den ersten Eindruck, den Besucher beim Betreten des Raums haben. Wohl kein Möbelstück aber weckt beim Menschen solch widersprüchliche Empfindungen wie ein Zahnarztstuhl.

Eine Zahnarztpraxis ist keine Wellness-Oase. Stattdessen ist sie praktisch, funktionell und eher spartanisch eingerichtet. Und sie riecht nach Desinfektionsmitteln, Abdruckmasse – und der Angst der Patienten. Mit dem Besuch bei einem Zahnarzt verbinden die wenigsten Menschen positive Gefühle.  Schon der Geruch treibt dem einen oder anderen den Schweiss auf die Stirn. Meist geht derlei Ängste auf unschöne Erlebnisse in der Kindheit zurück. Selbst freundlich gestaltete Wartezimmer mit bequemen Schwingstühlen, ästhetisch ansprechende Bildern an den Wänden und Hochglanzmagazinen auf dem Tisch können ängstliche Patienten kaum beruhigen. Stattdessen fährt ihnen das Geräusch eines summenden Hochleistungsbohrers bis ins Mark, lässt die Hände zittern und Nerven blankliegen.

Von der Nähmaschine zum Zahnarztstuhl

Kaum nehmen wir auf einem Zahnarztstuhl Platz, werden Urängste frei. Dabei sind Zahnarztpraxen heute absolut modern eingerichtet. Geruch und Geräusche halten sich in Grenzen, und die Behandlung ist zumeist schmerzfrei. Moderne Betäubungsmittel und mitunter gar Hypnosebehandlungen lassen den Patienten nichts mehr vom Bohren, Feilen und Hantieren im Mund spüren.

Ein Blick in die Vergangenheit beweist, dass es uns heute richtig gut geht. Im Mittelalter gab es noch überhaupt keine Zahnärzte. Schmerzende Zähne wurden vom Barbier, vom Hufschmied oder bestenfalls vom Apotheker gezogen. Zahnbehandlungen fanden unter spektakulären Bedingungen auf Marktplätzen statt – eine allseits beliebte Volksbelustigung. Als Zahnarztstuhl fungierte ein einfacher Schemel, von dem der Patient während der Behandlung nicht selten ohnmächtig herunterfiel, denn auch wirksame Betäubungsmittel gab es noch kaum. Gebohrt wurde nicht, stattdessen gleich gezogen – und zwar mit den gleichen Instrumenten, mit denen auch Pferde behandelt oder Nägel aus Wänden geholt wurden.

Erst mit der technischen Revolution im späten 19. Jahrhundert entwickelte sich der Beruf des Zahnarztes und mit ihm der Zahnarztstuhl weiter. Die ersten Modelle verfügten über Bohrapparate mit Fussantrieb. Meist funktionierte man hierfür eine Nähmaschine um. Mit derlei Bohrern konnten erstmals kariöse Zähne behandelt werden. Dumm nur: Weil die Umdrehungen sehr langsam waren, gestaltete sich die Behandlung alles andere als schmerzfrei.

Ausstellung in Kiel

Die heutigen Zahnarztstühle sind dagegen Wunderwerke der Technik. Sie bieten sowohl dem Patienten als auch dem Zahnarzt alle Annehmlichkeiten für eine möglichst schonende und bequeme Behandlung. Wer sich für die Geschichte der Zahnmedizin  und des Zahnarztstuhls  interessiert, sollte einmal einen Blick über die Schweizer Grenze werfen. Bis Dezember 2014 gibt es in der Universität Kiel eine bemerkenswerte Ausstellung zu diesem Thema. Der Titel:  „Schmerzfrei. Vom Reiz der Zahnbehandlung“.

 

Oberstes Bild: © Sergey Nivens – Shutterstock.com

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